Projektseminar: Geschichte der Filmkameratechnik, SS 2016

Arbeitsfelder / Kameras / Filmformate / Rohfilm / zurück /

Amateur- und semiprofessionelle Filmkameras:
Technische Merkmale und Ausstattung

Gehäuseform

Normal 8 - Die ersten N8 (=Doppel8) Kameras sind kleine klotzförmige Geräte mit einem (evtl. auswechselbaren) Objektiv. Später werden sie mit einem Drehrevolver für 3 Objektive ausgestattet. Einen Handgriff gab es als Zubehör.
- Schon für dieses Format gibt es auch außergewöhnliche Gehäuseformen: Carena, Emel, Zeiss Ikon.
- Mitten in der Ära von N 8 fällt die Einführung der Zoom-Objektive, die meist fest eingebaut sind.
Super 8 - Eine Super 8 Kamera hat in der Regel ein fest eingebautes Zoomobjektiv, das zum Teil ins Gehäuse integriert ist. - Viele Varianten der Gehäuseform: Quaderform, Rohrform (Revue Cockpit), abgerundete Formen (Beaulieu). - Der Film (Kassette) wird von der Seite oder von hinten eingeschoben. - Neuere Modelle von Beaulieu u.a. erlauben den Aufsatz eines 60m-Magazins
- Modelle der höheren Preisklassen haben wechselbare Objetive (Leitz, Beaulieu)
16 mm - Bei den Amateurkameras im 16 mm Format wird die Gehäuseform durch die Notwendigkeit der Platzierung von zwei 30m-Spulen vorgegeben. Das ergibt ein längliches abgerundetes Filmgehäuse, an dessen Seite das Motorgehäuse sitzt. (Bolex, Pathé, Bell & Howell)
- Einige Modelle fallen durch rund gestaltete Gehäuse auf (Beaulieu, Eumig)
- Die klassische, semiprofessionelle genutzte stumme Kamera hat in der Regel einen Objektivrevolver, auf den auch ein Zoom geschraubt werden kann.

Filmkonfektionierung

Normal 8 - Der zunächst 16 mm breite Film wird auf einer 7,5 m enthaltenden Spule geliefert und muß in die Kamera eingelegt (eingefädelt) werden. Er ist beidseitig für N8 perforiert ("Doppel 8") . Er läuft zweimal durch die Kamera und wird nach der Entwicklung in der Mitte getrennt und dann aneinander geklebt, ergibt also 15 m fertigen Film.
- Ganz zu Anfang des Amateurfilms gab es auch Kameras mit 8 mm breiten Spulen oder Kassetten.
Super 8 - Super 8 wird in der Kodak-Kassette geliefert. Diese braucht nur in die Kamera eingeschoben zu werden. Obwohl schon früh Kritik aufkam, weil damit die Filmbahn auf einer Seite nur aus Plastik besteht und damit wenig präzise ist, hat sich dieses Prinzip durchgesetzt, weil man bei Kodak der Meinung war, man könne es dem Filmamateur nicht zumuten, einen Film auf Spulen einzufädeln.
- Versuche einer Alternative mit Doppel-Super 8 Film (DS8, dasselbe Prinzip wie Doppel 8, nur mit den kleineren Perforationslöchern) sind nur im halbprofessionellen Bereich geglückt (Pathé, Beaulieu und Canon stellten Kameras dafür her, einige Firmen bauten die Bolex auf DS8 um). Diese Kameras werden mit 30m-Spulen geladen, was nach der Entwicklung 60 m Film ergibt. Die sowjetische Firma Quarz brachte eine kleine DS8 Kamera heraus (einige Japaner folgten dem Beispiel) für 7,5m-Spulen (= 15m fertiger Film). Sie konnten sich gegen die Konkurrenz Kodaks nicht durchsetzen. Im Gegensatz dazu hat Kondak den DS8_Film auf 30m-Spulen für dern semiprofessiknellen Gebrauch bis zuletzt noch geliefert.
- Die Firma Fuji vertreibt erfolgreich bis heute ein eigenes Super 8 Format, genannt Single 8. Der Film ist 8 mm breit und wird in Spezialkassetten geliefert, die eine Aussparung haben, so daß der Film durch einen stählernen Filmkanal läuft. Es gibt eine ganze Palette von Modellen und auch heute noch Filmmaterial. Wer damit filmen will, ist auf das Fuji-Filmmaterial angewiesen.
16 mm - 16 mm Film wird für die kleineren Kameras auf Spulen mit einer Kapazität von 30 m geliefert. Da man die Kameras bei Tageslicht laden kann, sind die Spulen so konstruiert, daß von der Seite kein Licht eindringen kann. Die ersten beiden Filmlagen werden beim Einlegen dem Licht ausgesetzt, dafür ist ein Vor- und Abspann von je 1 m vorgesehen. Es gibt auch größere Spulen mit einer Kapazität von 60m.
- Das Filmmaterial für die größeren und geblimpten Kameras wird in 120 m Rollen auf Bobby geliefert. Diese Rollen werden in der Dunkelkammer oder im Dunkelsack in Magazine eingelegt, die oft einen Teil der Transportmechanik enthalten. Sie müssen nur noch an die Kamera angeflanscht werden. Zum Dreh werden mehrere Magazine gefüllt, manchmal mit verschiedenen Filmsorten, so daß schnell zwischen ihnen gewechselt werden kann. Ein Magazinwechsel dauert nur Sekunden.

Antrieb

Normal 8 - Stets mit Federwerk. Nur in der letzten Phase des N 8 Formats gab es einige Modelle mit elektrischem Antrieb. Das Federwerk erlaubt, voll aufgezogen, Takes von ca. 30 bis 40 sec. Länge.
- Es stehen auch bei den einfacheren Modellen verschiedene Geschwindigkeiten zur Verfügung sowie Einzelbildschaltung.
- Einige bessere Kameras bieten die Rückspulmöglichkeit mittels einer Kurbel und verstellbare Sektorenblende, ermöglichen also Auf- und Abblenden sowie Überblendungen..
Super 8 - Super 8 Kameras werden ausschließlich elektrisch angetrieben: mehrere Geschwindigkeiten sind einstellbar, in der Regel zwei und ein Zeitlupengang. Teure Modelle liefern eine ganze Palette von Gängen: die Sound-Nizos z.B. 9, 18, 24, 25, 32, 54, 64 B/Sec.
- Einzelbildschaltung und Timerschaltung (manchmal mit Zusatzgerät) für extremen Zeitraffer
- Rückwärtsgang (Nikon) oder automatisierten Rückspulmöglichkeit für Überblendungen (Nizo)
16 mm - Die kleineren, stummen 16mm Kameras haben in der Regel auch Federwerk (Bolex, Beaulieu, Bell & Howell etc.). Ausnahme: Canon Scopic).
- Viele Geschwindigkeiten sind in der Regel in breitem Umfang möglich (stufenlos bei der Bolex).
- Einzelbildschaltung und Rückwickelkurbel sind Standard. Die klassischen Stummkameras sind in der Regel für alle möglichen Trickaufnahmen ausgestattet. Sie werden im professionellen Bereich oft als Zweitkamera für kurze Takes benutzt oder für Tricks oder als Notfallskamera in unwegsamen Gebieten, die keine Batterien braucht.
- Die größeren professionellen Kameras (Arri, Aaton, Eclair, Bolex Pro, Beaulieu News, Auricon) sind für synchrone Tonaufnahme bestimmt, haben elektrischen Antrieb und sind geblimpt (schallgedämpft). Da sie meist Objektive mit großen Brennweitenbereich haben, sind die Objektive in der Regel nicht wechselbar. Auch Vorrichtungen für Tricks oder Überblendungen sind nicht vorgesehen, weil solche Effekte im Strudio bei der Kopierung gemacht werden.

Energieversorgung

Normal 8 - Federwerk. Es gibt einige wenige Kameras mit elektrischem Antrieb (Bauer electric, einige japanische Modelle)
- Auch Kameras mit Belichtungsmesser brauchen meistens keine Batterien, weil Selenzellen benutzt werden.
Super 8 - In der Regel werden 4 oder 6 "Mignon"-Batterien benötigt, die meist im Handgriff, manchmal im eigenen Container, untergebracht werden.
- Der Einsatz der Beaulieu-Spitzenmodelle scheitert oft daran, daß die dort ausschließlich verwendeten Spezial-Akkus keine Leistung mehr bringen. Neue Akkus werden angeboten, sind aber sehr teuer. Nur in der 6008 können Mignon-Zellen verwendet werden.
- Oft wird für die Belichtungsmessung eine eigene Batterieversorgung (1 oder 2 Knopfzellen bzw. Spezial-Minibatterien) benötigt. Problem: Die häufig (z.B. in den Nizo-Kameras) benutzten 1,35 Volt Knopfzellen gibt es nicht mehr zu kaufen, nur 1,5 Volt, was zu falschen Messungen führt. Viele Bastler haben sich an dem Problem versucht. Nur bei einigen Modellen (Nizo professional) wird der Strom für den Belichtungsmesser aus der Hauptbatterie abgezweigt.
16 mm - 16mm Kameras, die elektrischen Antrieb haben (meist die größeren geblimpten Modelle), werden stets durch Spezialakkus mit Energie versorgt, die oft unterschiedliche Spannungen liefern müssen (für Motor und Belichtungsmesser z.B.). Zum Laden sind ebenfalls jeweils eigene Lade- oder Netzgeräte nötig.

Objektive

Normal 8 - Einzelnes Objektiv, Objektivrevolver oder Zoom. Bei den Modellen mit Objektivrevolver sitzen auf diesem oft nicht Objektive, sondern nur Vorsatzlinsen, das Normalobjektiv ist fest hinter dem Revolver eingebaut.
- Bei einzelnen Modellen (Nizo Heliomatic) sitzen die Objektive auch auf einem Schlitten übereinander.
- In der Regel gibt es einen Mechanismus, der beim Objektivwechsel den Sucherausschnitt automatisch korrigiert.
- Zu mit Zoom bestückten Kameras siehe die Angaben bei "super 8". Hier ist ein Reflexsucher Voraussetzung. In der Einüfhrungspphase der Zoomobjejtive behalf man sich manchmal mit mechanischen Lösungen.
Super 8 - Super 8 Kameras haben in der Regel ein Zoomobjektiv, selten (bei Kompaktkameras) auch Festbrennweiten, Objektivrevolver kommt nicht mehr vor!
- Meist wird der Zoom durch den Motor oder einen eigenen Servomotor verstellt (Wippschalter für Tele und Weitwinkel), manchmal mit variabler Geschwindigkeit
- Bessere Kameras bieten die Möglichkeit, den Zoommotor auszuklinken und die Brennweite von Hand zu ziehen (Nizo).
- Nur bei zwei Spitzenmodellen ist das Zoomobjektiv auswechselbar: Leicina Spezial (Leica-M-Anschluß) und Beaulieu (C-mount mit Übertragung des Stroms für Servomotoren) und kann ggf. durch ein festbrennweitiges Objektiv (Photoobjektiv mit Adapter) ersetzt werden. Damit können z.B. bei Tieraufnahmen in freier Wildbahn extreme Teleobjektive verwendet werden. Dann muss aber die Belichtung von Hand gemessen werden.
- Wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist der Zoombereich, d.h. das Verhältnis zwischen größtem und kleinstem Bildwinkel (Brennweite); von 3-fach bis 15-fach möglich. Vorsätze für starkes Weitwinkel oder Tele bei manchen Modellen lieferbar (Nizo, Bauer).
- Makroeinstellung (Scharfes Bild im cm-Bereich bis zur Frontlinse). Alternative: Vorsatzlinsen (waren bei den frühen Nizos nötig)
- Lichtstärke (wird durch das Verhältnis zwischen Filmabstand und Filmformat-Diagonale bezeichnet. Normale Lichtstärke ist 1:1,6 bis 1:3,5 (letzteres nur bei Pocketkameras). Bei hohen Lichtstärken, vor allem bei gleichzeitig großem Brennweitenbereich, werden die Objektive groß und schwer. Spitzenlichtstärken werden manchmal angeboten unter gleichzeitigem Verzicht auf einen großen Brennweitenbereich (z.B. Canon 310XL hat eine Lichtstärke von 1:1,0, aber nur einen Brennweitenbereich von 8,5-25 = ca. 4-fach). Die Spitzenmodelle haben 1:1,4 oder 1:1,2 bei trotzdem großem Brennweitenbereich.
16 mm - Seit den 1920er Jahren gab es kleine handliche 16mm Kameras, oft mit nur einem Objektiv. Für dieses Format wurde ein einheitliches Gewindemaß zur Befestigung der Objektive festgelegt (c-mount), so daß alle Objektive auf alle Kameras paßten (Ausnahme Bolex RX, da paßt zwar das Gewinde, aber nicht das Auflagemaß, wegen des Sucherprismas) - Neuere 16 mm Kameras haben, wie erwähnt, entweder einen Schraubanschluß oder einen Objektivrevolver mit 2 oder 3 Schraubanschlüssen.
- Zoomobjektive werden also stets nachträglich aufgesetzt (Ausnahme Canon Scoopic). Sie haben einen Brennweitenbereich bis zum 15fach Zoom (Angénieux 10-150). - Die Brennweite wird ausschließlich von Hand gefahren, nicht motorisch. (Ausnahme Bolex pro). Oft ist das Objektiv mit einem Chrosziel-Ölgetriebe ausgestattet, mit dem die Gängigkeit des Zoomens eingestellt werden kann (leicht für schnelle Zooms, gebremst für langsame). Die Brennweite wird durch Drehhebel um die optische Achse, durch Hebel vorwärts und rückwärts, selten mit einer kleinen Kurbel verändert.
- Professionelle geblimpte Kameras haben oft auch den Arri-Bajonettanschluß oder einen speziellen modellabhängigen Bajonettanschluß zum schnellen Objektivwechsel. Bei der Arri BL sind sogar die Objektive geblimpt.

Belichtungsregelung

Normal 8 - Alte Normal-8 Kameras haben in der Regel keinen eingebauten Belichtungsmesser, sind manchmal mit einem einfachen mechanischen Drehrad ausgerüstet, auf dem man Jahreszeit, Tageszeit, Wetter usw. einstellen und dann die Belichtungsblende ablesen kann.
- Später hatten auch die N8-Kameras eingebaute Belichtungsmesser, die mit dem Nachführ-Prinzip arbeiten: Im Sucher sind zwei Zeiger zu sehen, der eine wird auf die Filmempfindlichkeit eingestellt, den anderen bewegt eine Photozelle, die das durch ein spezielles Fenster einfallende Licht in Strom umwandelt. Man dreht solange an der Objektivblende, bis beide Zeiger übereinander stehen. Diese Belichtungsmesser arbeiten oft noch mit Selenzellen, die keine Batterien brauchen.
- Neuere Kameras haben schon einen TTL-Belichtungsmesser (TTL = Through The Lens) der dann auch eine Batterie benötigt. Entweder er arbeitet mit dem Nachführ-Prinzip oder er regelt die Blende direkt automatisch.
Super 8 - Super 8 Kameras haben ausschließlich TTL-Belichtungsmesser, die direkt die Objektivblende einstellen. Die Automatik ist bei besseren Kameras abstellbar. Die Filmempfindlichkeit wird durch Kerben in der Kassette automatisch auf den Belichtungsmesser übertragen. (Nur die Beaulieu-Kameras und die Leicina Spezial bieten die Möglichkeit, die Filmempfindlichkeit auf einer DIN- und ASA-Skala manuell einzustellen).
- Diese von Kodak eingeführte automatische Erkennung der Filmempfindlichkeit durch Kerben an dr Kassette ist problematisch, weil einfachere Kameras nur einen oder zwei Werte kennen. Mit diesem kann man bestimmte Filmsorten nicht verwenden oder muß, wenn dies möglich ist, von Hand einstellen oder korrigieren (z.B. mit Graufiltern).
- Die Blendeneinstellung ist meist nicht von außen, sondern nur im Sucher abzulesen (Ausnahmen Beaulieu, Leicina).
- Meist wird die Blende durch zwei entsprechend geformte Flügel "simuliert", die sich übereinander schieben und eine meist quadratische Öffnung freilassen (ungenaue Lichtregelung). - Bei besseren Modellen wird eine echte Irisblende durch einen Servomotor gesteuert (Beaulieu).
16 mm - Professionelle Kameras haben in der Regel keinen eingebauten Belichtungsmesser und schon gar nicht eine Belichtungsautomatik (Ausnahme Canon Scoopic, Eclair ACL, Beaulieu 16). Aber auch ein eingebauter Belichtungsmesser (mit Anzeige im Sucher) wird nur hilfsweise verwendet, man benutzt stets hauptsächlich einen separaten Belichtungsmesser.
- Für die Bolex H Modelle gibt es einen speziellen aufsteckbaren Belichtungsmesser, dessen Meßwerte von Hand am Objektiv eingestellt werden müssen. Er korrigiert automatisch den Verlust von 10% des Lichts durch das Sucherprisma.

Suchersystem

Normal 8 - Einfache Kameras mit Festbrennweiten haben stets einen optischen Sucher, der neben oder über dem Objektiv angebracht ist. Er ist manchmal auf verschiedene Brennweiten einstellbar. Es entsteht das Problem der Parallaxe: Das Sucherbild ist gegenüber dem aufgenommenen leicht verschoben, was vor allem im Nahbereich zu falschen Kadrierungen führen kann. Manche Kameras habe dafür mechanische Korrekturvorrichtungen.
- Mit dem Aufkommen der Zoomobjektive müssen auch diese Kameras einen Reflexsucher haben(s.u.).
Super 8 - Super 8 Kameras mit Zoomobjektiven haben stets einen Reflexsucher, mit dem man durch das Objektiv schaut (und z.B. auch die Schärfe kontrollieren kann). Es wird eine Mattscheibe verwendet, manche Kameras haben "Luftbildeinstellung" ohne Mattscheibe. (Leicina spezial hat beides). Bei diesen ist die Okulareinstellung (s.u.) besonders wichtig.
- Prinzip des Reflexsuchers in einer Filmkamera: Durch einen Spiegel oder durch ein Prisma wird der Lichtstrahl in den Sucher gelenkt. Geschieht dies durch einen Spiegel an der Umlaufblende, dann fällt das Licht abwechselnd auf den Film und in den Sucher (das Sucherbild flimmert), beim Prisma wird ein Teil (10%) des Lichts dauerhaft in den Sucher gelenkt (das Sucherbild flimmert nicht, ist aber dunkler: Bolex).
- Bei allen Reflexsuchern muß das Okular auf die Augen eingestellt werden (bes. bei Brillenträgern, man filmt ohne Brille).
16 mm - Neuere 16mm Kameras haben stets einen Reflexsucher, der oft äußerst variabel verstellbar ist (Einblick von hinten, von der Seite oder oben). Für das Prinzip gilt das oben gesagte.
- Einige Kameras haben zusätzlich einen optischen Sucher (Bolex, Pathé). Der Grund ist, daß bei außen angebrachten Objektiven das Bild im Reflexsucher sehr dunkel wird, wenn man eine kleine Blende benutzt. Man stellt also mit dem Reflexsucher bei offener Blende scharf und kontrolliert die Aufnahme beim Filmen durch den optischen Sucher. Bei in die Kamera integrierten, nicht wechselbaren Objektiven entsteht dieses Problem nicht, weil sich die Sucherausspiegelung vor der Objektivblende befindet.

Tonaufnahme oder Synchronvorrichtung

:
Normal 8 - entfällt
Super 8 - Es gibt zwei Möglichkeiten der synchronen Tonaufnahme im Super 8 Format (früher auch in 16mm, s.u.):
- Zum einen können sog. "Tonkameras" mit einem angeschlossenen Mikrophon den Ton direkt synchron auf den Film aufzeichnen, der mit einer Magnet-Randspur versehen ist.
- Zum anderen sind einige Kameras darüber hinaus oder statt dessen mit elektronischen Impulsgebern (meist 1 Impuls pro Bild) ausgestattet, die ein synchrones Filmen im "Zweibandverfahren" ermöglichen: Ein separates Tonaufnahmegerät zeichnet den Ton auf, die Impulse sorgen für die Synchronität. Da es in den 1970er und 1980er Jahren mehrere untereinander nicht kompatible Impulssysteme gab, kann z.B. die Nizo Professional nicht weniger als fünf verschiedene Synchronsignale generieren, darunter auch den professionellen "Pilotton" von 50 Hz.
- Die Super 8 Tonkameras können heute für die direkte Tonaufnahme auf den Film nicht mehr eingesetzt werden, weil es den bespurten Film nicht mehr gibt. Sie sind trotzdem als Stummkameras sehr beliebt, weil sie oft sehr leise laufen.
16 mm - In den 1960er Jahren wurden die ersten 16mm-Tonkameras entwickelt, die den Ton direkt auf den Film aufzeichnen (entweder Magnetton auf einer Randspur oder Lichtton). Dieser Fortschritt war von filmgeschichtlicher Bedeutung, weil damit erstmals Reportagen mit Originalton leicht realisierbar waren (Auricon). Diese Technik hat sich aber nicht durchgesetzt, weil die Montage dadurch erschwert wird, dass Bild und Ton nicht an derselben Stelle aufgezeichnet werden, man für den Schnitt den Ton also erst auf einen separaten Träger überspielen muß. Da ist es sinnvoller, gleich separat aufzuzeichnen, weil dann auch die Tonqualität besser ist. - Deshalb haben heute praktisch alle neueren geblimpten 16mm Kameras das Pilotton-System. Ein 50 Hz Ton wird zusätzlich auf das Tonband aufgezeichnet und dient der Steuerung bei der synchronen Überspielung auf Perfoband (perforiertes Tonband im Filmformat). Dafür ist entweder ein Kabel zwischen Kamera und Tonaufnahmegerät nötig oder beide sind quarzgesteuert. In diesem Fall muß eine Klappe benutzt werden zur Bestimmung des genauen Anfangs der Aufnahme.

Besonderheiten und Trickmöglichkeiten

Neben der Geschwindigkeitsregelung bei der Aufnahme, die Zeitlupe oder Zeitraffer erlaubt, haben manche Kameras noch weitere Möglichkeiten, das Bild schon bei der Aufnahme besonders zu gestalten.

Normal 8 - Einzelbildschaltung. Bei Druck auf den Auslöser wird ein einziges Bild gemacht. Diese Möglichkeit findet bei Trickaufnahmen (z.B. mit Zeichnungen oder Figuren) Verwendung.
- Auf- und Abblenden (Fader): Auch N 8 Kameras der letzten Generationen haben diese Möglichkeit schon. Dabei wird die Objektivblende langsam geschlossen oder geöffnet. Voraussetzung ist, daß sich diese ganz schließen läßt. Eleganter ist es, wenn dafür die Verschlußblende benutzt wird (Bolex, Beaulieu s.u.)
- Überblenden sind eine Kombination von Auf- und Abblende und der Rückwicklung des Films zwischen beiden (man braucht einen Einzelbildzähler). Bei manchen Bolex-Kameras (vor allem der H 8) kann der Film mit einer Kurbel in der Kamera (bei abgedecktem Objektiv) zurückgespult werden. Damit kann man nicht nur fast beliebig lange Überblendungen, sondern auch Doppelbelichtungen machen.
Super 8 - Einzelbildschaltung (s.o.).
- Eine Sonderfunktion der Einzelbildschaltung ist der Timer: Mit ihm kann man einstellen, daß die Kamera in bestimmten Abständen (bis zu 1 Minute) Einzelbilder aufnimmt, was eine extreme Zeitraffer-Aufnahme ergibt (in einer Sekunde laufen bei der Projektion also bis zu 18 min. Aufnahmezeit ab). Diese Sonderform der Einzelbildschaltung ist oft mit einem Blitzkontakt verbunden (Nizo, bei der Leicina mit Zusatzgerät, u.a.)
- Programmierung: Bei manchen Kameras (z.B. Bauer microcomputer, Leicina spezial oder Elmo mit Zusatzgerät) kann man noch weitere automatische Abläufe einstellen: Verzögerter Beginn der Aufnahme ("Selbstauslöser"), voreingestellte Dauer der Aufnahme, und bei der Einzelbildschaltung die Auslösung von zwei oder vier Bildern auf einen Druck.
- Auf- und Abblenden. Der Fader gehört im Super 8 Format zur Standard-Ausstattung schon einfacherer Kameras. Meist wird wie beim Normal 8 die Objektivblende benutzt. Dieses System hat jedoch den Nachteil, daß bei hellem Licht, wenn eine niedrige Blende (8 oder 11 für die richtige Belichtung eingestellt werden muß, es kaum noch eine wirkliche Abblende geben kann. Deswegen wird nicht die Objektiv- sondern die Verschluß- oder Sektorenblende abgeblendet. Diese besteht zu diesem Zweck aus zwei Komponenten, die gegeneinander bis zum völligen Verschluß verdreht werden können.
- Bei Tonkameras wird oft gleichzeitig der Ton mit geblendet.
- Überblendungen sind im Super 8 Format wegen des Aufbaus der Kassette nur begrenzt möglich, weil sich der Film rückwärts nicht aufwickelt und sich also beim Rückspulen in der Kassette stauen kann. Deswegen sind Doppelbelichtungen nicht möglich.Die größeren Nizo-Kameras und einige wenige weitere Modelle haben eine "Überblendautomatik"): Am Ende der ersten Aufnahme drückt man einen Hebel und die Sektorenblende schließt sich langsam vollstäöndig, Dann bleibt die Kamera automatisch stehen und es wird ebenfalls automatisch der Film um genau die Länge zurückgedreht, die die Abblende benötigte. Dann filmt man die nächste Szene und drückt den Hebel, wodurch eine Aufblende ausgelöst wird. Am Ende überlappen sich beide Szenen und während die eine verschwindet, erscheint gleichzeitig die zweite.
- Rückwärts filmen ergibt einen besonderen Effekt, wenn dabei die Kamera auf den Kopf gestellt wird. Nur die Nikon R 8 und R 10 haben einen "Rückwärtsgang". Mit der Kassette sind auch hier allerdings nur kurze Takes möglich (s.o.).
16 mm - Die einfachen Stummkameras mit Federwerk haben fast alle die o.g. Trickmöglichkeiten, allen voran die Bolex der H-Serie, die bewußt als Kamera konzipiert wurden, mit denen sich alle denkbaren Tricks realisieren lassen. So kann man diese Kameras sogar mit der Handkurbel betreiben, wie vor 1930. Oder aber statt des Federwerkmotors einen elektrischen aufsetzen. In diesen Fällen kann der Federwerkmotor abgekoppelt werden. Die letzten Modelle (SBM) erlauben sogar die Verwendung einer 120 m-Filmkassette.
- Die geblimpten großen Kameras mit Tonaufnahme bieten in der Regel keinerlei Trickmöglichkeiten (nicht einmal Einzelbild) und laufen vor allem in den Geschwindigkeiten 24 und 25 Bilder/sec. Dies trägt der Tatsache Rechnung, daß Tricks im professionellen Bereich zumeist erst in der Postproduktion gemacht werden.

Günter Giesenfeld